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Der Kämpferkodex – echte Überzeugung oder nur noch Schall und Rauch?

- von Sky -

Zu allererst möchte ich klarstellen, dass dieser Bericht nur meine eigenen Ansichten, Erfahrungen und Einstellungen in Bezug auf den Kodex wiedergibt. Er kann Gildenneulingen bzw. Gildenfremden als Orientierungshilfe oder Verhaltensgrundlage dienen. Trves, die höhere Ränge bekleiden und sich bereits ihre eigenen Ansichten über den Kodex gebildet haben, werden hier einerseits widersprüchliche Auslegungen, andererseits auch Bestätigungen finden. Des Weiteren ist zu sagen, dass, wenn im Text von „Trves“ die Rede ist, ich alle Mitglieder unseres Bundes meine. Somit sind alle männlichen und weiblichen Kämpfer gemeint. Das Wort „Trvesinnen“ gibt es nicht. Trves legen kein Urteil über Rasse, Geschlecht oder Herkunft ab.

Bleibt noch ein Zitat von einem meiner ehrhaften Lehrmeister:

„Das Struv ist ein Stall voller Verrückter.
Das ist das erste, was man sich klarmachen muss,
wenn man diese Mauern betritt.“

Isengrimm Murd

Die wahre Lebenseinstellung und die Philosophie eines Kämpfers ist nicht, mit wenigen Worten zu beschreiben oder mit einigen Sätzen zu erklären. So ist der Kodex nur die Grundlage des Denkens und Handelns, die es zu verstehen und auf die es aufzubauen gilt. Der wahre Umfang des Kodex kann einem Außenstehenden gar nicht und einem aufstrebenden Soldaten oder Waffenknecht nur in geringem Maße begreifbar sein. Auch dauert es eine gewisse Zeit, bis der Kodex vom einfachen Wort zur inneren Einstellung und Lebensgrundlage wird. Der Zusammenhalt einer Gruppe wird im Allgemeinen durch bestimmte Rituale und Traditionen gefestigt, wie es der Kodex und die Vereidigung darstellen.

So sei hier der Versuch einer Interpretation unserer gemeinsamen Grundlage:

„Dem freien Geist der Gemeinschaft der Trves unterwerfen wir uns,
wohl wissend, dass wir Teil seiner sind. Kein äußeres Gesetz
soll unser Handeln beschränken, kein fremder Herrscher Willkür
zu Recht erheben.“

Dieser Teil des Kodex, welcher auch als „Der erste Schwur“ bezeichnet wird, stellt einen wichtigen Teil des „Kämpferseins“ dar – die Gemeinschaft. „Dem freien Geist der Gemeinschaft der Trves unterwerfen wir uns“ bedeutet, dass niemand dazu gezwungen ist, ein Trves zu sein. Wer sich aber dennoch dazu entschließt, übernimmt damit die Pflicht, zum Wohle aller zu handeln. Die Tage, als man noch alles zum eigenen Vorteil ausnutzte, sind vorbei. Jeder ist ein Teil der Gemeinschaft und alle sollten sich darüber im Klaren sein, dass diese nur funktionieren kann, wenn auch jeder seinen Teil dazu beiträgt.

Mit der im ersten Teil angesprochenen „Unterwerfung“ ist nicht gemeint, dass ein rangniedrigerer Kämpfer vor (s)einem Vorgesetzten im Staub kriechen soll. Das ist zwar schon vorgekommen, aber dennoch sollte man wissen, dass dies (nicht nur) auf Außenstehende lächerlich wirkt und nicht mit dem ehrvollen Erscheinungsbild der Kriegerkaste einhergeht.

Mit „Unterwerfung“ wird einem eher das „Unterordnen“ nahegelegt, was nötig ist, um nicht im allgemeinen Chaos zu enden, welches, wie wir wissen, eines unserer größten Feinde ist. Disziplin ist gefordert und unbedingt notwendig, wie kurz am Beispiel des Teamkampfes erklärt sein soll: Der Teamleiter hat das absolute Sagen, auch wenn er in einem niedrigeren Rang steht. Und ausnahmslos alle (Teammitglieder) haben zu tun, was er anordnet. Einer, der versucht innerhalb eines Teams seine eigenen Interessen zu verwirklichen, gefährdet nicht nur das Gelingen des gesetzten Ziels, sondern auch das Leben der anderen Teammitglieder. Natürlich muss sich auch der Teamleiter im Klaren sein, welche Verantwortung er übernimmt. Von seinem Wissen und seiner Führungskraft hängt mitunter das Leben eines Azubis oder gar eines ganzes Heeres ab. Wobei (am Rande bemerkt) ein kleines, eingespieltes Team gut koordinierter Kämpfer (mit Überblick auch in heiklen Situationen) einer Herde wild drauflos stürmender Krieger vorzuziehen ist. Eine der wichtigsten Eigenschaften, die ein Kämpfer haben muss, ist der Teamgeist, da es die Einigkeit ist, die uns stark macht.

„Kein äußeres Gesetz soll unser Handeln beschränken“ heißt es weiter. Meiner Meinung nach eine fast überflüssige Bemerkung, da sich die Trves seit jeher nur an die „inneren“ (ihre eigenen) Gesetze halten, die meist alles andere bedeutungslos machen. Mit äußeren Gesetzen sind aber auch die äußeren Einflüsse gemeint, denen wir tagtäglich ausgesetzt sind. So sollte sich zum Beispiel niemand dazu hinreißen lassen, seine Zeit im Wortgefecht mit Gildenfremden zu verschwenden. Über unsere Stärke und unser Können sind wir niemandem Rechenschaft schuldig und schon gar nicht Personen gegenüber, die nichts über den harten, anstrengenden Weg der Bildung und Ausbildung in der Kunst des wahren Kampfes wissen. Entsprechende Provokationen und Bemerkungen sollten ignoriert werden, da auch eine Diskussion zu nichts führt und uns nur vom Wesentlichen abhält: Unsere Fähigkeiten laufend zu verbessern und bis zur Perfektion zu üben.

Ich selbst dachte früher, dass „es nichts Besseres als einen Kämpfer gibt, der seine Schwächen kennt und durch taktisch kluges Vorgehen auszugleichen weiß.“ Aber es gibt etwas Besseres, nämlich ein Kämpfer, der keine Schwächen hat. Unser gesamtes Handeln sei darauf ausgelegt, dieses Ziel zu erreichen.

„… kein fremder Herrscher Willkür zu Recht erheben“. Diese Zeile, die noch aus der Zeit vor der zweiten Dämmerung stammt, wurde mitunter von Koru Tschakar im Kampf gegen Dmo Zvros geprägt (Wessen Wissen hier eine Lücke aufweisen sollte, sei dazu angehalten, diese in der Struvbibliothek zu schließen).

Die Trves stehen seit jeher anderen Gruppierungen neutral gegenüber, auch wenn Versuche Außenstehender, dies zu ändern (in welche Richtung auch immer), bereits Früchte zu tragen scheinen. Sollte sich jemand mal im Unklaren darüber sein, wie er sich verhalten soll, so muss er sich vor Augen halten, dass ein Kämpfer bei seinen Freunden geschätzt und respektiert und von seinen Feinden gefürchtet und respektiert wird. Respekt gilt es sich zu verdienen und am wichtigsten: zu erhalten. Respekt bekommt man nicht geschenkt, aber wer ihn hat, wird bald merken, dass ihn zu haben eine der größten und stärksten Eigenschaften überhaupt ist.

„Respektiere die anderen und sie werden Dich respektieren.
Bestimmtheit sei unsere erste Tugend, die Treue zu Weg und
Ziel eisern. Dem rechten Entschluss verpflichten wir uns mit
dem Pfand unseres Lebens.“

Der zweite Teil unseres Ehrenkodex bzw. der zweite Schwur, erscheint aufgrund seiner Kürze und seines Wortlautes weniger wichtig als die anderen. Dem ist aber nicht so, hält er uns doch zu Entschlossenheit und Pflichtbewusstsein an. Entschlossenheit und Pflichtbewusstsein sind Eigenschaften, die sich die meisten erst aneignen müssen oder mussten. Dennoch sind auch diese Eigenschaften Grundlage für eine (spätere) hohe Stellung und Ansehen inner- und außerhalb der Gilde. Man sollte sich über seine Ziele im Klaren sein. Egal ob auf längere Zeit oder nur für eine Stunde.

Wer immer nur unentschlossen vor sich hinjammert: „Soll ich jetzt üben, (mich) ausbilden (lassen), die Welt erforschen, mich an diesem oder jenen Gegner versuchen oder gar Abenteuer bestehen?“, wird sich nur selber am eigenen Fortkommen hindern und es nicht weit bringen. Wer zum Dienst antritt, muss sich ein Ziel setzen, dass er oder sie bis zu einem bestimmten Zeitpunkt erreichen will. Natürlich bedarf diese „Lebensweise“ einem gewissen Teil Konsequenz und Willensstärke, aber nur so hat man Erfolg.

Das tägliche Üben gehört zum Leben eines Trves wie das Aufnehmen von Nahrung; das stetige Verbessern unserer Fähigkeiten sollte eines unserer höchsten Ziele sein. Wer aber den Fehler macht, sich mit anderen (besseren) Spielern oder Kämpfern zu vergleichen, oder sich an anderen Gilden messen will, wird sich immer für schwach und unbedeutend halten und kann so schnell seine Motivation verlieren. Der aufstrebende Kämpfer sollte natürlich auch wissen, WO er WAS WIE am besten lernen und üben kann. Dies ist entweder durch zahlreiche Versuche oder durch Fragen (und sich als unwissend zu outen ) herauszufinden.

Beim Fragen ist der richtige Ton zu wählen und der passende Moment abzuwarten. Bleibt eine erste Anfrage einmal unbeantwortet, so ist es sicherlich der falsche Weg, den Angesprochenen in kürzeren Abständen wiederholt zu fragen und damit womöglich zu nerven. Eine Antwort wird kommen, wenn derjenige Zeit und vor allem Lust hat zu antworten. Aber gerade in Bezug auf das Üben ist es gut, seine eigenen Erfahrungen zu sammeln. Am Rande bemerkt gibt es natürlich einige Tricks, die das Lernen etwas erleichtern, so rate ich jedem dazu, auch „unscheinbare“ Waffen mit allen Techniken auszuprobieren, auch wenn sie der eigenen Einschätzung zufolge dafür nicht geeignet sind. Und natürlich muss man sich vor Augen halten, dass manches, was im Kampf von Nachteil ist, beim Üben von Vorteil sein kann und umgekehrt. Auch hier heißt es wieder: einfach mal alles ausprobieren und (Miss-)erfolge zu beobachten. Das schöne Sprichwort:

„Übung macht den Meister“

sollte sich jeder (zumindest eine Zeitlang) zum Motto machen. Die Phase des eintönigen Übens ist ein Abschnitt, durch den wir alle gehen mussten oder müssen. Diese Zeit ist hart, aber in ihr gilt es, Bestimmtheit und Entschlossenheit aufzubringen und seine Fähigkeiten nach und nach zu verbessern, um auf den Ernstfall, den Kampf, vorbereitet zu sein. Auch im Kampf gilt es, Entschlossenheit zu zeigen bzw. nach außen hin zu demonstrieren. Ein entschlossener Teamführer gibt dem ganzen Team ein gewissen Teil an Ruhe und Selbstsicherheit, was die Grundlagen für ein taktisch perfektes Gefecht sind. Ein Haufen Jammerlappen, die zitternd vor ihrem Gegner stehen? Das können mit Sicherheit keine Trves sein.

„Verstandesklarheit und Sinnesschärfe leite unser Denken.
Nutzloses und Eitles tropfe ab an uns, verachtenswert seien Dummheit und Ignoranz.“

Es ist nicht (nur) der Verstand gemeint, der uns durch Gift oder Alkohol getrübt schlechter kämpfen lässt. Auch nicht die Intelligenz(punkte), die aufgrund der Rasse bzw. der Attribute recht unterschiedlich sein können. Vielmehr geht es um die taktische, umsichtige, ja manchmal sogar vorsichtige Verhaltensweise eines Trves. Welche besonders in unerforschten Gebieten oder im Kampf gegen unbekannte Gegner erforderlich ist. Unerforschte Gebiete sollten gründlichst untersucht werden, da man bei unbedarftem Weitergehen schnell seinen letzten Schritt getan haben könnte. Dies gilt besonders für Gebiete, deren Magier für solche Scherze bekannt sind (ohne hier ark-listig Namen zu erwähnen).

Wenn man auf einen neuen Gegner trifft, sollte man wissen, dass man selber schon vier Möglichkeiten besitzt, etwas über seinen Gegner zu erfahren bzw. seine Stärken und Schwächen aufzudecken.

Das Untersuchen des Gegners kann Aufschluss über dessen Verhalten im Kampf geben. Trägt er beispielsweise eine hohe Anzahl Wurfwaffen (Wurfsterne oder Pfeilspitzen), so ist davon auszugehen, dass er diese im Kampf auch einsetzen wird. Auch Flammenkugeln und Säurebälle sollten nicht unterschätzt werden.

Das Einschätzen eines Gegners verrät einem (bei entsprechender Gildenstufe) nicht nur die von ihm verursachte Schadensart, sondern auch seine Resistenzen oder Anfälligkeiten. Bei einem Gegner, der „jenseits aller Grenzen viel stärker“, „unglaublich viel besser geschützt“ und „sehr viel besser als man selber kämpfend“ ist, sollte man mit der gebührenden Vorsicht rangehen und sich auf einen langen Kampf einstellen. Und nicht vergessen: Alles was im Kampf Lebenspunkte verliert, kann man auch (irgendwie ) töten.

Das Identifizieren verrät manchmal ganz interessante Sachen und kann so das Handeln und die Vorgehensweise gegenüber dem Gegner beeinflussen. Selbst kleine oder unscheinbare Feinde können dann in einem ganz anderen Licht erscheinen. Man kann dadurch z. B. erkennen, dass so mancher alte(rsschwache) Einsiedler durch seine We(h)rhaftigkeit durchaus zu beeindrucken weiß.

Die vierte Möglichkeit ist das bereits oben angesprochene Sondieren, sprich Untersuchen, der Umgebung des Feindes. Hier weise ich nur auf Tuffis Bericht über Water Luh hin, der deutlich macht, wie wichtig es bei „richtigen“ Gegnern ist, deren Umfeld zu kennen.

Man sollte aber auch ruhig auf die Hilfe von Mitgliedern anderer Gilden zurückgreifen, da uns diese mit ihrem Wissen und Können mitunter recht hilfreich sein können. Eitelkeit, die sich in Sprüchen wie: „Ich bin ein Kämpfer, ich schaff das auch alleine“ zeigt, ist fehl am Platz. Trves sind (wie bereits erwähnt) Teamkämpfer und damit durchaus in der Lage, auch „gemischte“ Teams zu bilden oder gar zu führen. Wobei es sich von selbst versteht, dass nach dem Besiegen eines Gegners das Team nach dessen „Auferstehung“ ihn nochmals so oft aufsucht, bis jedes Mitglied die Erfahrung, die im Töten des Gegners besteht, gemacht hat.

Unstimmigkeiten und Spannungen zwischen einzelnen Teammitgliedern sind hierbei zurückzustellen (da im Moment sowieso alle das gleiche Ziel verfolgen). Solche Streitigkeiten sollten auch nicht in der Öffentlichkeit ausgetragen werden, da sie nicht zur Ehre der kämpfenden Kaste beitragen, sondern nur unserem Ansehen schaden. Wer allerdings der Meinung ist, sich in der Arena behaupten zu müssen, dem sei hier noch ein Zitat nahegelegt, über das jeder mal nachdenken sollte.

„Der überlegene Mann kämpft nicht“

Konfuzius, Philosophie des Kampfes

Sprich: Wer besser ist, weiß das und muss es nicht beweisen.

Es kommt immer mal wieder vor, dass sich (meist jüngere) Trves „falsch“ verhalten. Sei es durch EXTREMES Nerven auf Kanälen oder schlechtes Benehmen anderen gegenüber oder gar durch Fehlverhalten in der Ausbildung. Ein solches Verhalten sollte weder toleriert noch ignoriert werden, wobei es sicherlich der falsche Weg ist, den- oder diejenigen mit übertriebener Härte zur Rede zu stellen (anzumaulen). Viel eher bietet sich hier ein einvernehmliches Gespräch unter vier Augen an, in dem der „Täter“ auf sein „Fehlverhalten“ hingewiesen wird. Wer in dieser Hinsicht „entgleist“, ist sich oft gar nicht darüber im Klaren.

So sollte gerade die junge Generation auf das Leben nach dem Kodex der Trves hingeführt werden, auf das diese ihn bewahren und ehren. Dazu muss man den Kodex nicht Wort für Wort aufsagen können. Wichtig ist, dass man ihn versteht und seine „Essenz“, also das, was er eigentlich zum Ausdruck bringen will, erkennt und verinnerlicht. Jeder wird seine eigenen Rückschlüsse aus dem Kodex ziehen und – wenn auch manchmal unbewusst – danach leben und handeln.

Mögen kommende Generationen das Koru-Tschakar-Struvs in eine ruhmreiche und ehrenvolle Zukunft geleiten.

Sky, im Range eines Takal´Mor, Oktober 1999

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