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Warum auch Hobbits den Kampf mit Zweihandwaffen beherrschen sollten

- von Rippor -

Nun war es so weit, ich wollte endlich zum General befördert werden, also begab ich mich zu Brieseltrim, den Kommandanten unseres Struvs. Sehnsüchtigst fragte ich ihn nach meinem Bericht. Nach langem Hin und Her war er auch bereit, mir mein Thema zu nennen. Ich erwartete eine Aufgabe, bei der meine Klinge richtig zum Einsatz kommen könnte, doch da machte mir Brieseltrim einen Strich durch die Rechnung. Er sprach:

„Nun hör mal gut zu, du halbe Portion! Deine Klinge ist schon abgenutzt genug, Du solltest mal eine kleine Pause einlegen und Dich mehr mit unseren Dolch-Spezialisten, den Hobbits, beschäftigen. Beim letzten Stammtisch habe ich mit Llystrathe gewettet, dass es auch für unsere Hobbits ab und an sinnvoll sei, Zweihandwaffen zu benutzen, und Du darfst mir nun helfen, diese Wette zu gewinnen. Und damit eins klar ist: Wenn du jetzt schreibst, dass es Schwachsinn ist, ihnen eine Zweihandwaffe in die Hände zu drücken, dann schmeiß ich Dich aus dem Struv, da kann selbst Maarg nicht helfen, ist das klar?“ Er rückte etwas näher zu mir heran und raunte: „Du musst wissen, es ist nichts Persönliches, aber wenn ich gewinne, dann verbringt die heiße Zaubermaus ne Nacht mit mir …“ Ich ächzte. „Kann das nicht jemand anderes machen?“ Doch damit kam ich nicht durch. „Nein, verdammt nochmal! Das machst DU!“ Es schien mir nichts anderes übrig zu bleiben, als Briesel zu seinem Schäferstündchen mit Llystrathe zu verhelfen. Alleine bei dem Gedanken daran wurde mir übel.

Mir war sofort klar, an wen ich mich wenden musste: meinen alten Freund Kenny. Er war Hobbit und wusste sehr gut über Waffen Bescheid. Nachdem ich ihm von der Geschichte erzählt hatte, schaute er mich verdutzt an: „Ist das ernst gemeint?“

Doch mir blieb nichts anderes übrig, als zu nicken und ihn um seine Hilfe zu bitten. Er war bereit, mir zu helfen und es ging gleich los. Zunächst beschlossen wir, uns auf Akhar Nth´tar umzusehen, da mir dort bereits vor längerer Zeit einmal ein Zweihänder aufgefallen war. Ich besorgte die bewusste Waffe, drückte sie ihm in die Hand und bat ihn, sie zu zücken und damit mal zu kämpfen. Als er keinerlei Anstalten dazu machte, wurde ich wütend. Er murmelte irgendetwas von „Ehre“ und „Tradition“, doch das war mir egal. Schließlich ging es um meine Existenz im Struv. Wütend begann ich, ihn anzuschreien, doch damit erreichte ich nur, dass der Arme in den Wald flüchtete und nicht mehr zu finden war. „Mist!“, dachte ich, „Was soll ich jetzt nur machen?“ Ich zückte meinen Vollstrecker und zog los, um ihn zu suchen, jedoch ohne Erfolg. Alles, was ich fand, waren merkwürdige neblige Gestalten, die mir den Weg versperrten. Leider musste ich feststellen, dass ich mit meiner Waffe gegen diese Geschöpfe machtlos war. Ich dachte, dass mein alter Freund wohl tot sein müsste, da er sicherlich nie gegen diese Geschöpfe hatte bestehen können. Doch da! Am Waldrand raschelte etwas zwischen den Büschen … es war Kenny! Mit letzter Kraft kam er aus dem Gestrüpp gekrabbelt, völlig zerzaust und übel zerschunden, aber er lebte! Wir fielen uns in die Arme und nach einer wahren Knuddelorgie erzählte er mir begeistert, dass er mit dem Zweihänder in der Lage gewesen war, die Nebelmonster zu besiegen. Diesem Schwert musste wahrhaftig eine besondere Magie innewohnen.

Nach einem kurzen Mahl in der Kneipe beschloss ich, meinem Helfer auch einmal eine Axt in die Hand zu drücken und ihn dann in Aktion zu beobachten. Doch zunächst bat ich ihn, ein paar Orks mit seiner bevorzugten Waffe, dem Messer, zu erlegen. Er zögerte nicht lange und ´zig Stiche und Schildstöße später lagen die Leichen in Haufen um uns herum. Nun entriss ich ihm mit etwas Mühe sein Messer und sein Schild und gab ihm die Axt – er solle doch bitte auch damit ein paar Orks erlegen. Er zückte sie und begann alsbald, damit auf die Orks einzuschlagen, und siehe da: Nach einigen Schlägen hatte er die doppelte Menge an Orks erlegt. Er starrte mich verdutzt an: „Wie ist so etwas möglich?“ ‚Diese Hobbits …‘, dachte ich mir nur und bat ihn, das Ganze zu wiederholen, so dass ich mir noch einige Notizen machen konnte. Mir fiel auf, dass sich durch das schwere Gewicht der Axt sein Kampfstil etwas verschlechtert hatte, dafür aber der Schaden, den er im Kampf machte, gestiegen war. Den letzten Ork erlegte ich mit einem gekonnten Todesstoß und lud meinen Kameraden dann zu einigen Bieren ein. Er schien noch immer ein wenig verwirrt, so als könnte er immer noch nicht glauben, was er doch gerade selbst gesehen hatte. Also packte ich ihn am Nacken und zog ihn ein wenig zu mir: „Manchmal ist es einfach sinnvoller, dem Messer und dem Schild eine Zweihandwaffe vorzuziehen, das hast du doch nun schon zweimal selbst erleben können!“

Er starrte mich an und ich sah ihn an, dass er es immer noch nicht wahrhaben wollte. Ich wurde wütend und schüttete ihm mein Bier über den Kopf, was ich aber kurz danach schon wieder bereute. ‚Das gute Bier‘, dachte ich mir. Ich schrie ihn an: „Du bist ein Kämpfer, du sollst in der Lage sein, sogar mit einem Zahnstocher zu töten und nicht nur mit deinem dämlichen Messer! Hast du denn noch nie von dem Meisterkämpfer der Hobbits gehört? Sein Kampfstil mit einer Zweihandwaffe unterschied sich nicht im Geringsten von dem mit einer Einhandwaffe. Aber klar, das bekommen nur die wenigsten hin. Du Pfeife brauchst das gar nicht erst zu versuchen …“ Er schaute mich interessiert an und fragte: „Ist der Zahnstocher eine Einhandwaffe?“ Ich war kurz davor, das Morgengrauen von einem Hobbit zu befreien, doch im richtigen Moment wurde ich vom Wirt durch ein ganzes Wildschwein besänftigt.

Nach dem Wildschwein und einigen Bierchen sollte es weitergehen, doch vorher mussten wir zum Dorfschmied und meine Waffe reparieren lassen. Unglücklicherweise trafen wir auf einen völlig unfähigen Kerl, der meine Waffe nur noch mehr beschädigte. Darauf gab es nur eine Antwort. Ich zückte ein Schwert und rief meinem Kameraden zu, dem Stümper die Waffe zu blocken, sodass ich mich nicht zu sehr anstrengen musste, vollgefressen wie ich war. Mein Gefährte zückte tapfer seinen Dolch und versuchte, damit die Waffe des Schmieds zu blocken – ein jämmerlicher Anblick! Wie er sich abmühte und mit dem erbärmlichen Messerchen hierhin und dorthin fuchtelte, während der Schmied nur müde lächelte … Ich packte Kenny am Kragen und riss ihn aus der Schmiede auf die Straße. „Was soll der Müll? Du sollst die Waffe blocken, nicht an ihr herumkratzen!“ Die Augen meines kleinen Hobbitfreundes blitzten vor Zorn, doch der verlieh ihm zugleich neue Kraft. Er riss mir einen riesigen Zweihänder aus dem Gürtel und stürmte zurück in die Schmiede. Ich sprang sofort hinterher und war erstaunt, als ich sah, dass der Kleine tatsächlich mit zusammengebissenen Zähnen und weit ausgestreckten Ärmchen die mächtige Waffe des Schmiedes geblockt hielt. Sofort schlug ich auf den Schmied ein, bis er tot zu Boden fiel und reparierte dann mein Schwert eigenhändig, während Kenny sich verdientermaßen an den Bierkästen des vormaligen Besitzers gütlich tat.

Anschließend beschlossen wir, einen kleinen Spaziergang durch das Gebirge zu machen. Plötzlich erbebte die Erde. Ein Energiedrache stand plötzlich vor uns! ‚Verdammt!‘, dachte ich mir und zückte sofort mein Sturmriesenschwert, da mir bewusst war, dass nur luftiger Schaden dieser Ausgeburt der Hölle etwas anhaben konnte. Während ich auf den Drachen einschlug, sah ich Kenny im Augenwinkel wie er an seinem Waffengürtel herumfummelte. Suchte er etwas Bestimmtes? Ob er gar überhaupt keine luftige Waffe bei sich hatte? Schnell schnappte ich mein Zweitschwert und warf es ihm zu. Jetzt stellte der Drache keine ernsthafte Gefahr mehr dar und lag wenige Schläge später in seinem Blut darnieder. Ich unterließ es, Kenny nach luftigen Messern zu fragen, das hätte ihn wahrscheinlich doch nur in Verlegenheit gebracht.

Auf dem Rückweg murmelte mein kleiner Freund etwas von einer Hexe und irgendwelchen gefangenen Zwergen. Überrascht blickte ich ihn an und sprach: „Möchtest du etwa den Zwergen helfen?“ Er nickte und begann sogleich zu erzählen: „Ich hatte die Hexe schon gefunden, jedoch war es mir nicht möglich, sie zu besiegen, weiß der Teufel warum …“ Ich beruhigte ihn: „Das wird schon, du bist einfach nur ein forschfauler Sack!“ Nach einer kurzen Reise bat ich ihn, sich die Räume näher anzuschauen und kurz darauf wurde er fündig. Er fand ein Schwert, mit dem es meines Wissens möglich war, die Hexe zu töten. Glücklich eilte er davon, um mir wenig später die Belohnung zu zeigen, die er für die Rettung erhalten hatte. Allerdings sah er nun gar nicht mehr glücklich aus, also erkundigte ich mich, was denn vorgefallen war. Leider war es mir nicht möglich alles zu verstehen, da er vor Wut nur Bruchstücke herausbrachte: „Abenteuer … Waffen … Zweihandwaffen …“ Nun wurde es mir klar: Das Schwert war eine Zweihandwaffe gewesen und mein kleiner Freund hatte dadurch einen Kratzer abbekommen, da er sich nicht hinter seinem Schild verstecken konnte. Nunja, wieder lud ich ihn auf ein Bier ein, woraufhin er sich sofort beruhigte und munter trank.

Es war nun Zeit, den Rückweg anzutreten und Brieseltrim die Ergebnisse zu präsentieren. Als ich im Struv ankam, erwartete er mich bereits. Nachdem ich ihm meine Ergebnisse vorgetragen hatte, lud er mich sogar auf ein Bier ein. Es schien, als ob ich alles richtig gemacht hätte. Todmüde, aber zutiefst erleichtert, fiel ich ein paar fröhliche Bierchen später in mein Bett.

Als ich am nächsten Morgen aus dem Vollsuff erwachte, sah ich Brieseltrim schon wieder in der Kneipe vor seinem Bierkrug sitzen. Ich trat zu ihm hin und fragte, was denn los sei, ob ihm die Nacht mit Llystrathe nicht gefallen hatte, denn immerhin war Llystrathe eine sehr attraktive Person. Er murmelte nur etwas von „… verdammter Schönheitszauber, alles nur Illusion …“ Dies war ein deutliches Zeichen, mich zurückzuziehen und auf meine Beförderung zu warten, sofern Brieseltrim nach dieser Enttäuschung wieder Spaß an seiner Arbeit finden würde.

Nach dem ganzen Stress begab ich mich zu Kennys Haus, in der Hoffnung, ein tröstliches Gläschen Whisky genießen zu können. Doch als ich anklopfte, machte niemand die Tür auf. Ich schaute durchs Fenster und sah meinen Freund, der den Zweihänder von der Insel in die Mitte des Zimmers gelegt hatte und nun mit einem Schleifstein bewaffnet unermüdlich im Kreis um ihn herumhüpfte, wohl um ihn zu schärfen.

‚Komische kleine Kerle‘, dachte ich mir und unterbrach sein Ritual mit einem lauten Klopfen gegen das Fenster, woraufhin er mir die Tür öffnete und mich verlegen angrinste. Als ich mich umdrehte, um meinen Umhang aufzuhängen, gab er unauffällig dem Schwert einen Tritt, sodass es unter den Schrank rutschte. Ich tat so, als hätte ich nichts gesehen, bediente ich mich an der Bar und gemeinsam begannen wir, bei einem Drink von neuen Taten zu träumen, während wir den sanften Klängen des Sumpfes lauschten.

Rippor

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