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Die Elfenfestung im Polargebiet

- von Killa -

Ich hatte mir gerade meinen mickrigen Sold bei Kloiren abgeholt und überlegte, was ich damit tun könnte. Das bisschen Kohle, dachte ich mir, kann ich genau so gut auch versaufen. Gesagt, getan.

Ich trommelte schleunigst meine weiblichen Mitstreiter im Struv zusammen, die ja bekanntlich nicht so zahlreich sind, und wir trafen uns in unserer gildeninternen Kneipe. Ruckzuck hatte ich meinen Sold verprasst und führte wieder mal eine angeregte Unterhaltung mit einem gewissen Zwergelefanten, als Trina auf die Idee kam, mal wieder ein Saufgelage zu veranstalten. Welch famose Idee!

Zu viert setzten wir uns also an den Tisch und los ging's. Illuzida war, wie nicht anders zu erwarten, die erste Teilnehmerin, die ausschied. Gnominnen vertragen halt nix...

Als nächste erwischte es Trina. Menschen vertragen zwar schon einiges mehr, aber gegen Zwergzyklopinnen, wie Gramdala eine ist, oder Orks haben sie nun mal keine Chance. Also entschied sich der harte Kampf zwischen Gramdala und mir. Zwergzyklop mag ja irgendwie niedlich klingen, aber das Weib ist fast so groß wie ich. Da passt einiges rein. Ich befürchtete schon, doch noch gegen sie zu verlieren, als sie endlich besiegt und lallend unter den Tisch sank.

Ich stieß einen lauten Freudenschrei aus und erhob mich schwankend vom Tisch, um eine Siegesrunde zu schmeißen, da brüllte es plötzlich gebieterisch von der Tür her:

„Zerstörerin Killa! In mein Büro! Sofort!“.

Ich blinzelte verwirrt und sah zwei Brieseltrims in der Tür stehen. „Zwei Brieseltrims? Hat der nen Zwilling?“, schoss es mir durch den Kopf, aber da brüllte er auch schon weiter:

„Du hast Dich jetzt lang genug auf dem Rang eines Takal'mor herumgetrieben. Es wird höchste Zeit für Dich, ein Zalkh'batar zu werden. Also mitkommen!“

Unsicher folgte ich den beiden Brieseltrims, die immer wieder zu einem einzigen verschwammen, in ihr Büro.

„Was gibt's denn, Chef?“, brachte ich, um Haltung ringend, hervor.

„Deinen Kämpferbericht gibt's, Du Nulpe!“, schnauzte Brieseltrim, der nun völlig alleine hinter seinem Schreibtisch saß.

Verstohlen blickte ich mich nach seinem Zwilling um, konnte ihn aber nirgends entdecken.

Der Kommandant seufzte genervt: „Kennst Du die Elfenfestung im Polar?“

Ich nickte zögerlich. Ich hatte immerhin schon mal von so was gehört.

„Na dann. Worauf wartest Du noch? Das ist Dein Berichtsthema. Wegtreten!“

Das tat ich dann auch schleunigst und beschloss, meinen Rausch nicht im Schlafsaal, sondern im Haus einer befreundeten Chaotin auszuschlafen.

Am nächsten Tag machte ich mich mit dröhnendem Schädel auf den beschwerlichen Weg zur Elfenfestung. Diese fand ich auch recht schnell, hob sie sich doch weit sichtbar von der öden Tundra ab. Allerdings stand ich auch schon direkt vor einem Problem, denn einen Eingang konnte ich nirgends erblicken. Ergeben begann ich also, die Mauern dieses riesigen Bauwerks abzulaufen. Irgendwo musste es doch verdammt noch mal reingehen.

Erst mal traf ich einen kleinen Elfen, der nicht gewillt war, mir irgendetwas zu einem Eingang zu sagen, sondern nur von einem bald stattfindenden Zwergenangriff brabbelte. „Oh, das klingt unterhaltsam“, dachte ich mir und setzte meinen Weg fort. Ich fand so einiges - besoffene Riesenvögel, Typen mit komischem Akzent und eine lustige Kneipe - aber immer noch keinen Eingang.

Auserdem begegnete ich einigen mehr oder weniger polartypischen Tieren, mit denen ich erst einmal kurzen Prozess machte. Zu allem Überfluss machte ich auch noch Bekanntschaft mit einem aggressiven Schneesturm. Aus diesem Kampf ging ich aber nicht nur als Siegerin hervor, sondern ich durfte nun auch ein tolles Buch mein Eigen nennen, in welchem ich, glaubt es oder nicht, seitdem auch regelmässig lese. Frustriert stand ich dann wieder vor der Festung und grübelte vor mich hin, als plötzlich ein großer Trupp Zwerge auf diversen Gefährten angezockelt kam. Ich staunte nicht schlecht. Das waren bestimmt die Zwerge, von denen dieser Elf erzählt hatte.

Der Anführer musterte mich von unten herab: „Na, findest den Eingang nicht, hä?“

Ich grummelte verlegen eine Zustimmung, woraufhin er nur hämisch grinste.

„Um da reinzukommen, wirst Du lesen müssen. Ich weiß, das ist nicht gerade eure Stärke, Du so als Kämpferin und dann auch noch Ork... Na ja, wir Zwerge sind da auch nicht so groß drin, ich geb's ja zu, aber hier ist's halt nötig. Wir kommen auch anders rein, aber Du nicht.“

Oh Wunder, dank dieser Information gelang es mir tatsächlich, sogar zwei Wege ins Innere der Festung zu finden. Mann, war ich vielleicht stolz auf mich!

Drinnen angekommen, verschaffte ich mir erst einmal einen Überblick über den riesigen Innenhof. Dabei bemerkte ich, dass der Zwergenangriff wirklich sehr taktisch von statten ging. Ich hatte gerade eh nichts besseres zu tun, also stürzte ich mich mit ins Getümmel. So ein paar Elfen zu vermöbeln, schadet ja schließlich nie. Nicht nur, dass wir siegreich aus dieser Schlacht hervorgingen, ich konnte sogar ganz ordentlich Beute machen. Insgesamt waren die elfischen Bewohner recht gut ausgerüstet, zumindest, wenn man ein Elf ist. Ich hab's ja nicht so mit Speeren. Aber auch andere Gegenstände sind als Kämpfer nicht zu verachten, die es dort zu finden gibt.

Freudestrahlend erzählte ich meiner chaotischen Freundin davon und wollte gerade vorschlagen, diesen gelungenen Ausflug zu begießen, als sie mir erzählte, dass es in dieser Festung nicht nur eine große Aufgabe zu erfüllen gab, sondern auch die Parallelwelt so einiges zu bieten hätte. Seufzend machte ich mich also wieder auf den Weg.

Nach langer Sucherei fand ich endlich die Ansprechpartnerin für besagte Aufgabe, eine zickige Wunschfee, die eigentlich keinen Wunsch erfüllt. Sie konnte mir weder Waffen, Rüstungen noch etwas zu trinken besorgen. Stattdessen erzählte sie mir eine nicht enden wollende Geschichte eines goldenen Drachen, den es zu heilen galt. Indirekt zeigte sie mir allerdings noch eine Möglichkeit, aus der Festung herauszukommen, auch wenn das ebenfalls etwas mit ihrer Zickigkeit zu tun hatte. Denn wenn man nicht gerade diese große Aufgabe angenommen hat, verweigert einem so ein doofer, lispelnder Stein den normalen Ausgang, was recht nervig sein kann.

Ich mach's aber kurz. Es gelang mir natürlich, den Drachen zu finden und auch zu heilen. Wäre ja auch gelacht, wenn ich das nicht hinbekommen hätte. Die Aufgabe verlangte mir aber doch so einiges ab. Nicht nur, dass ich meinen Gehirnschmalz ordentlich anstrengen musste, um komische Dinge zu finden und Rätsel zu lösen, ich musste mich auch durch stockdunkle Katakomben quälen, mich mit dämlichen Stadtwächtern auseinandersetzen, die sogar gegen Wände rannten, und einen uralten, mächtigen Dämon besiegen. Aber schließlich konnte ich mir des ewigen Danks dieses Drachen gewiss sein. Er wartet heute noch auf einen nicht ganz so friedlichen Besuch meinerseits. Aber auch so gab es da unten noch so einige Gegner zu bekämpfen, die teilweise gar nicht so leicht zu besiegen waren. Interessante Waffen gibt es da unten einige und den einen oder anderen Zauberer habe ich da unten auch rumschleichen sehen. Irgendwas muss es für die da also auch geben.

Nachdem ich mir ein wenig Verstärkung geholt hatte, ging es am nächsten Tag in die Parallelwelt. Meine Freundin hatte nicht zu viel versprochen. Da gab es so einiges zu tun.

Beispielsweise traf ich auf einen Höllenmarder, der so einige Tricks auf Lager hatte. Außerdem hatte er eine interessante Waffe dabei. Zwar nur ein Zahnstocher und somit eher für diese Kerlchen mit behaarten Füßen geeignet, aber sehr flexibel, was den verursachten Schaden anging. Außerdem durften wir uns mit der doch sehr schlagkräftigen Verwandschaft dieser besoffenen Vögel auseinandersetzen. Die hatten so einiges drauf. Ich war nicht nur des öfteren auf fieseste Weise bewegungsunfähig, ich war auch einige Male dem Verbrennungstod nahe. Das zwang mich doch ernsthaft, mit Wasser in Berührung zu kommen. Orks sind nicht so wasserscheu wie Zwerge, aber waschen gehört trotzdem auch bei uns nicht zu den Lieblingsbeschäftigungen.

Des weiteren trafen wir auf eine Horde bunter Schatten, gegen die vor allem der Kleriker unserer Truppe eine gute Figur machte, wie ich zähneknirschend zugeben muss. Dann stand uns noch ein weiterer, kräftezehrender Kampf bevor, nämlich gegen Morpheus, den Gott des Traumes oder so was. Bei diesem Kampf floh ich zwar öfter als mir lieb war, aber mit entsprechender Ausrüstung gelang es uns doch nach geraumer Zeit, seine vielfältigen Schergen und schließlich auch Morpheus selbst zu vernichten.

Erschöpft, aber stolz und in Besitz einiger neuer Gegenstände, darunter ein ordentlicher Schild und ein lustiges Wurfmesser, setzte ich mich im Haus meiner Chaotenfreundin an meinen Bericht. Den zu verfassen, dauerte eine ganze Weile. Ja, auch das Schreiben ist nicht ganz so meins... Schließlich hielt ich aber den fertigen Bericht in meinen Händen und gab ihn doch nicht ohne Stolz bei Kloiren ab.

Es war ja nun einige Zeit vergangen, sodass ich mir wieder einmal meinen Sold abholen durfte. Dreimal könnt ihr raten, womit und mit wem ich ihn verprasst habe.

Prost!

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