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Neues Gebiet: Der Knochentempel - Das Sanctum der Wyrmpriester

Autor: Ark
Datum:
Gebiet: Knochentempel im Wyrmdhal


Zitternd blickte die junge Furie ins Tal hinaus. Wann wuerde er nur
wiederkommen ? Kalte Schneeflocken fielen vom Himmel herab und kuessten
schmerzhaft ihre nackte Haut. Mit klappernden Zaehnen beobachtete
sie den wolkenverhangenen, unheildraeuenden Himmel, in dem das fahle
Auge des vollen Mondes ab und zu mitleidig auf die frostige Erde schaute.
Ihre Freundinnen hatten sich schon lange in die Hoehlen der Furien
zurueckgezogen, weil sie die Kaelte nicht vertrugen. Sie aber wollte ihn
unbedingt wiedersehen, den gewaltigen Wyrm, der Nacht fuer Nacht ueber
dem weissen Wald des Tals kreiste, bevor er nach wenigen Stunden jedesmal
am Himmel verschwand.
'Es ist keine boese Kreatur', so dachte die Furie, 'er fliegt, ist nicht
 so wie die anderen Wyrmer, die Kriechechsen.'
Vor den Wyrmern im Wald hatten die Furien grossen Respekt, ja, viele
fuerchteten die maechtigen Echsen sogar.

Ploetzlich verdunkelte sich der Himmel, der Mond verschwand wie hinter
einer riesigen Decke, das Geraeusch sich naehernder Schwingenschlaege
liess die Furie aufschrecken. Mit angstgeweiteten Augen blickte sie nach
oben, sah den maechtigen Schatten, der immer groesser wurde, weil die
Kreatur, zu der er gehoerte, immer naeher kam.
Unfaehig, sich zu ruehren, verharrte die Furie neben dem Eingang zur
Hoehle. Sie hoffte bibbernd und betend, nicht entdeckt zu werden und
schloss die Augen.
Mit einem Rumpeln der bebenden Erde unter ihr hoerten die fauchenden
Schlaege der ueberdimensionalen Schwingen auf, einzig der Geruch, der
sich neben ihr breitmachte, sagte der Furie, dass sich die Gefahr naeher
denn je befand. Ein Schnauben liess sie ein Augenlid heben ...

'Schau an, ein Erdenkind.'
Die droehnende, grummelnde Stimme des grossen Wyrms liess die Furie
zusammenzucken. Sie oeffnete langsam erst ein Auge ... dann beide.
Vor ihr stand - lag - der groesste und majestaetischste Wyrm, den sie
je gesehen hatte. Silberne Schuppen warfen ein fahles Mondlicht zurueck,
wo immer die Strahlen des Gestirns den Wyrm trafen, nahmen die Schuppen
das Licht in sich auf und gluehten schwach vor sich hin. Sobald sich
die gewaltige Echse bewegte, glitzerte die harte Wyrmhaut geheimnisvoll.
'Was hast Du denn hier draussen zu suchen ? Es ist kalt, Deine nackte
 Haut friert doch.'

Der Kopf des Wyrms schoss vor, die schwarz glaenzenden Augen beaeugten
sie aus unangenehmer Naehe.
'Ah, die edle Tochter der Oberin bist Du. Deine Freundinnen haben mir
 schon oefter nachgespuert. Jetzt stehst Du hier alleine, nicht wahr ?'
Amuesiert schnaubte der Wyrm, ein hustendes Grollen hub er an ... war es
etwa ein Lachen ?
'Habe keine Angst vor mir, denn ich habe keinen Streit mit den Furien.
 Etwas anderes ist es, was ich jagen muss. Und dafuer muss ich durch der
 Furien Hoehlenkomplex, denn dort hat sich das Boese verkrochen.
 Wyrmmutter Selyianah hatte es gefunden und bekaempft, und Wyrmmutter
 Nyshiina erkannte erneut, dass es nicht ruhen wird. Ich werde dafuer
 sorgen, dass es sich wieder dorthin verkriecht, wo nur der Siechende
 herrscht.'

Mit diesen Worten robbte der maechtige Wyrm an der kleinen, zitternden
Furie vorbei in die Stoehnenden Hoehlen. Nach einer Weile wurde es wieder
still, nur noch der Wind war zu hoeren, der die immer leiser werdenden
Kratzgeraeusche des Wyrms uebertoente.
Schliesslich fasste sich die Furie ein Herz und lief dem Wyrm nach,
immer entlang des warmen Hoehlengangs in die Tiefe des Berges hinein.
Seine Spuren waren deutlich am Boden zu sehen, aber erstaunlicherweise
nicht an den Waenden. So gross, wie er war, haette er Probleme haben
muessen, durch den Gang zu kriechen, aber er war nicht mehr zu sehen.
Schliesslich fuehrten sie die Spuren an die dunkle Hoehle heran, die
sie - wie alle Furien - nicht betreten durfte. Bangen Blicks sah sie
sich um, die Hoehlen waren wie ausgestorben in der Nacht.
Was machte der Wyrm dort in der dunklen Hoehle nur ? Kein Laut entkam
der Finsternis vor ihr, aber er musste sich dorthin gewaelzt haben.
Schliesslich fasste sie einen heldenhaften Entschluss, den sie bis zum
heutigen Tage nicht verstand ... sie trat in die Finsternis der Hoehle.

Schlagartig pochte ihr Herz voller Angst ... trotz ihrer angeborenen
Launenhaftigkeit, die allen Furien eigen ist, erschrak sie doch im
Angesicht des Zorns, der ihr entgegenschlug. Schatten tanzten vor ihr
herum, kleine Schatten, grosse Schatten ... und ein gigantischer, vor
Schmerz zuckender Schatten mit riesigen Schwingen.
'Der Zackenwyrm', schoss es ihr durch den Kopf, 'der Wyrm, der mich
 kennt, er kaempft gegen ... was ?'
Hilflos stand sie herum, was sollte sie auch tun, wenn man nicht weiss,
wie man seinen eigenen Schatten bekaempfen soll.

Auf einmal stiess der Wyrm einen donnernden Schrei aus, als er mit der
Pranke etwas schlug, was fuer die kleine Furie nicht sichtbar war.
Die Schwingen des Wyrms entfalteten sich voll, wie wild begannen sie
zu schlagen, als wolle er fortfliegen, und dann ... war der Wyrm auf
einmal verschwunden. Es wurde still in der Hoehle. Die Schatten
beruhigten sich ploetzlich, es ward ein wenig heller, und ihre so
grosse Angst begann zu schwinden. Ganz hinten in der Hoehle, da wurde
sie einer seltsamen Schwelle gewahr, die in die Finsternis fuehrte.
Langsam ging sie darauf zu, bis sie vor einem gaehnenden Abgrund stand.
Ob sie einen Blick darauf riskieren sollte ?

Eine fluesternde Stimme riss sie wieder in die Realitaet zurueck:
'Da bist Du ja ... komm da raus, lass uns wieder verschwinden.'
Die Furie blickte zum Hoehleneingang ... da standen sie, ihre beiden
tapferen Freundinnen Siltara und Vanessa. Langsam trat sie vom Abgrund
zurueck, die Schwelle begann sofort, sich zusammenzuziehen, bis von
ihr fast nichts mehr zurueckblieb.
Versonnen starrte sie darauf:
'Ich glaube nicht, dass wir noch einmal hierher zurueckkommen sollten.'

Vanessa laechelte und blickte die bleiche Siltara an, die sie seltsam
anstarrte:
'Natuerlich nicht, die Mutter Oberin wuerde uns allen den Hintern
 versohlen, Dir besonders, das weisst Du. Und nun komm schon, Aylinia.'
Als die kleine Furienhexe die finstere Hoehle verliess, glaubte sie,
ein belustigtes Schnauben zu hoeren.


        *** ARK * the * Magnificent ***


 
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